Herstellung & Wissenswertes
Tradition:
Auf dem Wiesenhof werden seit 2001 mit einer eigenen Brennanlage edle Brände hergestellt. Als landwirtschaftlicher Betrieb mit eigenem Obstanbau konnte ein Brennrecht für 300 l reinen Alkohol im Jahr erworben werden. Damit setzt Willi Nagler seine Familientradition fort, denn sein Vater brannte bereits lange Jahre eigene Schnäpse, seit 1969 mit einer eigenen Brennanlage.
Neben klassischen Spirituosen wie z.B. Williams-Christ-Birne, Zwetschgenbrand und Kirschbrand, werden auf dem Wiesenhof auch Raritäten wie z.B. Arletbrand, Mirabellenbrand, Felsenbirnenbrand, Mispelbrand und Aroniageist hergestellt.
Herstellung & Begriffsklärung:
Spirituosen (lat.: spiritus=Geist) unterscheiden sich im Namen nach der Art ihrer Herstellung. Im Wesentlichen gibt es Brände oder Wässer, Geiste und Liköre.
Ein Brand oder Wasser wird hergestellt aus vergorener Maische der jeweiligen Frucht. Der Alkohol entsteht aus dem fruchteigenen Zucker. Die so entstandene alkoholhaltige Flüssigkeit wird anschließend destilliert. Dazu eignen sich alle Rohstoffe mit genügend Zuckeranteil, z.B. Kirschen, Birnen, Äpfel.
Zu Geist werden Früchte verarbeitet, deren Zuckergehalt für eine Vergärung zu Alkohol nicht ausreicht (z.B. Himbeeren). Dazu wird den zerkleinerten Früchten neutraler Alkohol zugegeben und dieser zieht dann das Aroma aus den Früchten und nimmt es auf (= Mazerieren). Danach wird wieder destilliert.
Liköre sind Spirituosen mit einem Invertzuckergehalt von mind. 100g/l und einem Alkoholgehalt von mind. 15 Vol. %. Zur Herstellung von Likören kann einerseits das Mazerieren angewendet werden, andererseits können auch Fruchtsäfte und Aromen (Fruchtaroma, Honig, Pflanzenaromen, Kaffee etc.) mit neutralem Alkohol vermischt werden. Um einen “klaren” Likör zu erhalten wird nach Bedarf gefiltert.
Das Prinzip des Destillierens:
Destillieren (= lat.: destillare=herabträufeln) ist ein thermisches Trennverfahren zur Trennung verschiedener Stoffe eines Flüssigkeitsgemisches. In unserem Fall eine alkoholhaltige Flüssigkeit, die durch Erhitzen in Wasser, verschiedene Alkohole und Aromastoffe aufgetrennt wird. Der Dampf wird dann durch Abkühlen wieder kondensiert. Dabei verflüssigen sich die einzelnen Bestandteile tröpfchenweise.
Man macht sich beim Destillieren die unterschiedlichen Siedepunkte der verschiedenen Inhaltsstoffe der Flüssigkeit zunutze, die destilliert werden soll. Am Siedepunkt geht eine Flüssigkeit in den gasförmigen Zustand über – sie verdampft.
- Wasser verdampft bei 100°C
- Ethanol (Trinkalkohol) verdampft bei 78,3°C
- Methanol (ungenießbarer Alkohol) verdampft bei 65°C
- Aromastoffe werden etwa bei 78,5°C flüchtig
Die gasförmigen Stoffe werden aufgefangen und durch Abkühlen wieder verflüssigt. Früher wurden zunächst bei einem ersten Brennvorgang (Raubrand) Wasser, Alkohole und Aromen von der Maische getrennt und danach in einem zweiten Brennvorgang (Feinbrand) die Aromen und der Trinkalkohol von unerwünschten und teilweise giftigen Stoffen (Methanol, Fuselöle etc.) befreit. Dank modernster Brennanlagen, kann heute mit einem Brennvorgang gearbeitet werden.
Die Kunst des Schnapsbrenners beginnt dann, wenn die unterschiedlichen Stoffe bei verschiedenen Temperaturen im Vor-, Mittel-, und Nachlauf getrennt werden müssen und er darauf achten muss, dass er nur den Mittellauf (Herzstück) zum Verwerten auffängt. Dabei muss er sich auf sein sensorisches Feingefühl verlassen, um das Herzstück des Brandes herauszuschmecken. Wenn das geglückt ist, wird das Destillat zum Reifen gelagert, vor dem Verkauf auf Trinkstärke gebracht und gefiltert. Nach dem Abfüllen können die Köstlichkeiten erworben und genossen werden.
Zum Wohl
Übrigens: Umgangssprachlich heißen Spirituosen Schnaps, Schabau (rheinisch), Kurzer, Stamperl, Schluck, Ruß, Feuerwasser, Fusel (= minderwertiger Schnaps), Sprit, Rachenputzer, Seelenwärmer, Zielwasser, Klarer, Brauner, Süßer, Kräuter, Saurer, Schnapper, Schnabbes.
Der bekannteste Begriff Schnaps stammt aus dem Niederdeutschen und bedeutet Schluck. Vermutlich bezieht er sich auf das Herunterschlucken in einem Zug.
Kurzer, Stamperl, Schnapper und Schnabbes beziehen sich auf das kurze stiellose Gläschen aus dem so ein Schnaps meist getrunken wird.